
Was dem gewöhnlichen Großstädter nichts weiter ist als Abfall und Ärgernis, ist für Clemens Behr wertvoller Grundstoff seiner Arbeit: Holzplatten und -leisten, Pappkartons, Regalstützen, gewellte Bleche und Kunststoffe – die Vielfalt der Materialien und Möglichkeiten, der Formen und Farben ist schier endlos. Was die Straße nicht hergibt, das bieten ihm die Baumärkte: von Schrauben über Türblätter, Fenstern und Regalen bis zu Latten und Holzplatten jeder Größe, Gestalt und Struktur. Ironischerweise nennt sich ja eine der Ketten, die die Errungenschaften des modernen Bauens für kleine Münze verscherbeln, „Bauhaus“.
Clemens Behrs vereint in seinem Werk die klassische Technik der Moderne, Collage und Assemblage, mit den prägenden Einflüssen der Gegenwart, der Graffiti- und der Skater-Szene. Hier treffen die großen Namen der Kunstgeschichte – Picasso, Duchamp, Schwitters – auf das Material und den Spirit der postmodernen Großstadt. Dabei verbindet Behr das Solide des Materials mit Rhythmus und Bewegung, das Statische mit dem Tänzerischen.
Die endlosen Abfälle unserer Zivilisation verwandelt Behr in wand- und hallenfüllenden Installationen, die auf den ersten Blick so chaotisch wirken, wie sie klar durchstrukturiert sind. Die kleineren Objekte, mit denen wir es hier zu tun haben, sind die Essenz seiner monumentalen Werke. In ihnen kommt zum Vorschein, was in den großen Arbeiten vielleicht ein wenig untergeht: eine gehörige Portion Humor, Witz und Ironie. Und Absurdität.
Worüber ist das Verrückte Regal aus der Fassung geraten? Die Tür 2 kommt zwar als dekonstruiertes Objekt daher, wirkt aber eher wie ein “zusammengefalteter” Boxer nach dem Knock-Out. Das Rolltor ist ebenfalls ein “dekonstruiertes” – sprich: zersägtes – Tor, dessen Splitter zu einem neuen, allerdings funktionsuntüchtigen Objekt zusammengesetzt wurden, und schließlich legt Clemens Behr gar den Entwurf für eine Autobahnauffahrt vor. In diesem und in anderen jüngeren Arbeiten gelangt mit dem Element Grün ein neuer Ton in das Werk. Allerdings sind diese Pflanzen, Moose und Rasenflächen keinesfalls natürlich, sondern allesamt aus Kunststoff und stammen ebenfalls vom Baumarkt, wie auch das Licht ein künstliches ist. Das grüne „Ausgang“-Schild (oder weist es eher zur Flucht?) mag die natürliche Reaktion darauf andeuten.
In den neueren Arbeiten fügt Clemens Behr die abfallartigen objets trouvés zu Assemblagen mit klar definiertem Rahmen zusammen: die Werke ähneln nun dem klassischen Tafelbild. Damit wird das Spiel zwischen Chaos und Ordnung auf den Punkt gebracht. Dem rationalen, utopischen Ansatz der klassischen Konstruktivisten, die eine perfekte Welt anstrebten, setzt Behr das Fragmentarische und Disparate unserer großstädtischen Kultur entgegen – dem er nun allerdings seinerseits eine „konstruktive“, traditionelle Ordnung gibt. Innerhalb des Rahmens jedoch herrscht weiterhin das Chaos – wenn auch ein wohl geordnetes.
Für weitere Informationen gehen Sie bitte zur Website des Künstlers Clemens Behr.
Foto Atelier: Brock Brake.
Werke
Biographie
1985 | geboren in Koblenz |
2006-10 | Studium Grafik-Design, Fachhochschule Dortmund |
2009 | 2009 Universitat de Barcelona, Facultat de Belles Artes |
2011-15 | Studium der Bildhauerei, Universität der Künste, Berlin, Meisterschüler |
Lebt und arbeitet in Berlin
EinzelAusstellungeN
2009 | Galerie Seize, Marseille |
2010 | Black White Everything (and me), Rojo Artspace Barcelona Avalanche, CPG Dortmund Flat Forest, Sun Gallery, München Lieux-Communs, Namur, Belgien |
2012 | Special Purpose Solutions / Rojo Artspace, Mailand Galerie Seize, Marseille Suspended Bins and Broken Windows, Akershus Kunstsenter Lillestrøm, Norwegen |
2013 | Karena Schuessler Gallery, Berlin Splitter, Gestalten Space, Berlin Disassembly Lines, Penidaplinena Gallery, Limassol, Zypern |
2014 | Cosy Confusions, Lynfabrikken Box Aarhus, Dänemark Samples & Variations, Underdogs Gallery, Lissabon |
2015 | Small Works, Mini Galerie Amsterdam Variety of (n)one, Mirus Gallery, San Francisco Clockwise, Loom Gallery, Mailand |
2016 | Erst die gute Nachricht, bitte, Galerie Halgand, Wien Docu Docu, Nevven Gallery, Gothenburg, Schweden |
gruppenausstellungen (auswahl)
2006 | Projekt Hartmut, Essen |
2008 | Uamo Art Festival, München |
2009 | Systems and Patterns, Westbourne Studios, London Trashismus, Skulpturenmuseum Glaskasten, Marl Drap Art, CCCB, Barcelona |
2010 | Concrete Playground, Essen Step 9 Art Fair, Mailand |
2011 | Rojo Nova, Rio de Janeiro Artists at home and abroad, Broadway Gallery, New York Awaln Art Festival, Marrakesch, Marokko Run Vie, Museumsquartier, Wien Rojo Nova. Sao Paulo |
2012 | India Art Fair, New Delhi Rojo Nova Sao Paulo Rojo Nova Barcelona Futurism 2.0, Blackall Studios, London Graffuturism, Soze Gallery, Los Angeles |
2013 | Slipping Signs Resurfaces, Athen Graffuturism, Openspace Gallery, Paris Off The Wall, Mirus Gallery, San Francisco Open Art Festival, Örebro, Schweden Ovrag Art Festival, Vyksa, Russland Vivid Bunch, Die Kunstagentin, Köln The sum is whole than the parts of its more, Schaufenster, Berlin L´avenir, White Walls Gallery, San Francisco Potse 68, Circle Culture Gallery, Berlin |
2014 | Art 14 Art Fair, London re Kollekt, Galerie Borchardt, Hamburg Artmosphera Bienale, Artplay Space, Moskau Surface to Surface, Circle Culture Gallery Berlin Art Cologne, Köln Art International Istanbul Abstract, Bc Gallery, Berlin Interventionale, Haus am Lützowplatz, Berlin |
2015 | Autour du jardin, Caen, Frankreich Collage, Mini Galerie, Amsterdam |
2016 | Urban Abstract, Mini Galerie, Amsterdam Kwerschnitt, Schaufenster – Raum für Kunst, Berlin Association Greenhouse, St. Etienne, Frankreich Festival Parkunst, Brüssel Border and Boundaries, SAM, St. Petersburg Struction, Kühlhaus, Berlin Dimensionen, Galerie Borchardt, Hamburg |